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Board Dynamics – mehr als Gruppendynamik in Sonntagsreden

In letzter Zeit tauchen vermehrt Beiträge auf, die sich mit der „Teamkultur“ in Verwaltungsräten beschäftigen.

Board Dynamics – mehr als Gruppendynamik in Sonntagsreden

In letzter Zeit tauchen vermehrt Beiträge auf, die sich mit der „Teamkultur“ in Verwaltungsräten beschäftigen. Die Begriffe psychologische Sicherheit, Vertrauen, Evaluationen und Zusammenarbeit dominieren. Manche vergleichen den Verwaltungsrat gar mit einem Fussballteam, das nur als Team gewinnen kann.

Diese Perspektive ist nicht falsch – aber sie greift zu kurz.

Und oft ist sie geprägt von Menschen, die nie selbst in der operativen Führung gestanden haben.


Ich spreche als jemand, der über 30 Jahre Führungserfahrung in der Linienverantwortung hat – vom mittleren Kader bis zur CEO-Position, von Grossbanken bis zu einer der grössten Pensionskassen der Schweiz. Ich habe Teams aufgebaut, Organisationen durch Umbrüche geführt, in Verwaltungsräten Verantwortung übernommen – und ja, auch Konflikte ausgehalten.

Deshalb sage ich:
Board Dynamics brauchen mehr als Harmonie – sie brauchen Reibung, Rückgrat und Realitätssinn. Verwaltungsräte sind keine Safe Spaces.

Ein funktionierender Verwaltungsrat ist kein Safe Space für bequeme Gespräche. Sondern ein Ort, an dem Klarheit, Verantwortung und Entscheidung gefragt sind.

Ein CEO, der zu jeder Sitzung kommt und erklärt, er habe „alles im Griff“, nutzt das Potenzial des Verwaltungsrats nicht. Genauso wenig wie ein Gremium, das sich auf vorbereitete Traktanden beschränkt und kritische Themen scheut.
Wirkliche Board-Kultur zeigt sich dort, wo:

  • unangenehme Fragen gestellt werden dürfen – und auch beantwortet werden,
  • Dissens nicht als Störung, sondern als wertvolle Perspektive verstanden wird,
  • Entscheidungen nicht weichgespült werden, sondern klar getroffen werden.

Diversität braucht Substanz – nicht PR

Ich engagiere mich seit Jahren für Frauen in Führungsrollen. Ich habe Programme zur Förderung weiblicher Führung entwickelt, ich unterstütze gezielt Karrieren von Frauen in Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen.
Aber ich sage auch: Diversität ersetzt keine Kompetenz.
Verwaltungsratsmandate sollten nicht vergeben werden, weil es gerade gut aussieht – sondern weil jemand etwas beizutragen hat. Wer nie geführt, nie entschieden, nie Verantwortung getragen hat, sollte auch nicht über Strategische Führung und Board Culture dozieren.